Orte der Liebe

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Heiligtümer dieser Welt

Heiligtum

Wege zum Sein

Im Heiligtum preisen wir alle Leiblichkeit, weil alles Leben ein körperliches Werden ist, in dem allein die Belebung der Welt besteht und die Teil an einem göttlichen Sein hat. Das Lebende selbst, also auch der Mensch, indes wird in jedem Augenblick seiner Existenz nur durch das Zusammenspiel der daran beteiligten einzelnen Glieder bewirkt. Hierzu formt sich die Energie des göttlichen Seins, das wir in personalisierter Form Göttin nennen, zur allgemeinen Lebenskraft. Das Göttliche aber spiegelt sich in der Schönheit allen Werdens, den Körpern, der Lust und Liebe und dem Glück. Zu ihm und dessen Sein findet der Mensch daher ausschließlich über seine Leiblichkeit zurück, durch ein leibliches Gebet, mit dem er in der Vereinigung mit anderen dem Göttlichen dient, indessen nicht im Geiste, noch weniger im Tod, wie in den Grundaussagen des Heiligtums der sieben Göttinnen niedergelegt.



Hinweis


Eine alphabetische Zusammenfassung der Grundaussagen des Heiligtums finden sich im

Lexikon zum Heiligtum der Sieben Göttinnen

sowie dem

Glossar zum Lexikon

Häufig gestellte Fragen / Frequent Asked Questions beantwortet im Unterblog Heiligtum der Sieben Göttinnen FQA die Virtuelle Priesterin Lea

Übersicht häufig gestellter Fragen / FAQ


Dienstag, 27. September 2011

Der Göttin Meditation


Sandro Botticelli, La Primavera, Auschnitt, 1478

Der Blick hinüber streift zu jenem Ort,
von dem man weiß, dass er ihn bindet,
verharrend vor der offnen Pforte dort
man einen Hauch von ihr nur findet,
wenn Göttersein zur Welt hinab sich beugte,
mit einem Haar sie nur berührte,
den Quell des Lebens ewiglich erzeugte,
zur Lust und Liebe uns verführte.

Vor diesem Tor beginne ich den Tag,
mein Auge tief hinein versunken,
der Weisheit Zentrum oft schon vor mir lag,
von allem Wissen ward ich trunken,
das in mich strömt, solang mein Blick dort weilt,
der Wahrheit Geltung zu befördern,
und deren Früchte weit hinaus sie treibt,
wenn Ären sprießen aus den Körnern.

Zur Kraft gerichtet Energie dringt ein,
durchflutet zweie meiner Chakren,
das eine öffnet sich der Götter Sein,
das andere treibt an die Wackren
bei ihrem Werden, alles zu bewirken,
was aufgegeben wurde ihnen,
gedeihen in den weitesten Bezirken
der Göttin Macht, uns ist erschienen.

So trete hin ich vor der Götter Tor,
das endlos fern hinaus sich weitet,
in Zeit und Raum die Grenze sich verlor,
als dieser Ort uns war bereitet,
kein Fragen, Gründen wird es für uns geben,
wenn in das Sein wir eingedrungen,
die bloße Macht der Götter wir erleben,
wenn erst hinauf wir sind geschwungen.

Vor Pracht erstarrt beginne ich zu beten,
das immer schon mir ward gelehrt,
schlicht vor dem Höheren nur hinzutreten,
zu sprechen was von ihm begehrt,
den Göttern sind die Worte alle gleich,
die Menschen betend an sie richten,
für sie zählt nur die Macht im Götterreich,
der Menschen treulich sich verpflichten.

Das Wort gesprochen, das Gebet vorschreibt,
der Sinn jedoch, wo kam er her,
geschrieben nimmer bei den Wörtern bleibt,
durchdrungen von dem Quell so sehr,
dass die Bedeutung ist von Anbeginn
das Ziel, nach dem sich alles richtet,
der Götter Liebe bildet den Gewinn,
dem im Gebet wir sind verpflichtet.

So spreche ich die alt gelernten Weisen,
die einstmals Gottes Mutter galten,
nun aber ihren Schoß sie sollen preisen,
aus dem das Leben fließt verhalten
nach ihrer Kraft und ihres Willens Plan
von einem fort zum nächsten andern,
beschreitet jedes nun der Göttin Bahn,
wenn unsre Seelen wieder wandern.

Nach Ort und Zeit den Namen wandelten
die Göttinnen, doch nicht ihr Sein,
wann immer auch die Götter handelten,
ihr Handeln war stets allgemein,
mit Schönheit, Liebe, Lust und Glück sie weisen
den Menschen heute noch den Weg,
weswegen wir sie mit dem Körper preisen
in ihrem eigenen Gebet.

Der Göttin unverhüllten Leib erstrahlend
zum Abschied wendet sie uns zu,
bevor an ihrer Seele wir uns labend
versinken in der Götter Ruh,
und unser innigstes Gespräch wir führen,
in Worten, Gesten und Gedanken,
das raumlos Ewige wir in uns spüren,
von dem wir einst geboren tranken.

Den Weg, den ihre Kraft gewählt zum Leben,
nun schreite ich zurück zum Licht
und tauche in der tiefen Erde Beben
ein in der Masse Urgewicht,
wenn dessen Dichte laufend mich verkleinert,
so schneller komme ich voran,
doch mein Empfinden ständig sich verfeinert,
die Lust des Seins ich fühlen kann.

Des Universums Weite kehrt sich um,
die Zeit zurück fliegt gegen Null,
der Explosionen Knall verhallt ganz stumm,
als Kraft uns weich umfängt wie Mull,
die Reise diesen Tag nun zu beenden.
die Macht der Göttin ward gefunden,
wo unsre Lust und Liebe wir verschwenden,
mit Sehnsucht werden wir gebunden.

Die Schönsten hat sie für uns ausgewählt,
erregt betreten wir ihr Haus,
mit ihrer Pracht sie das Begehren quält,
zu brennen in der Liebe Schmaus,
ich öffne alle sieben Chakren weit,
dass Energien mich durchfluten,
bin für der Göttin Liebesakt bereit,
mich hinzugeben allem Absoluten.

Das ist der Götter Sein, das wir durchschreiten,
Begriffe, Worte liegen brach,
allein Gefühle können uns hinleiten,
wo einst des Lebens Zentrum lag
und heute noch die Seelen sich erweitern,
wenn Raum und Zeit dort krümmen sich,
des Werdens Sphären überall verbreitern,
wo Lust und Glück ergreifen dich.

Die Brust geschwollen von der neuen Kraft
hervor wir treten aus dem Leben
dorthin, wo unsre Liebe Macht erschafft,
wenn wir der Göttin uns hingeben,
ihr Sehnen nach den Menschen sich erfüllt,
und unsre irdischen Begehren
als göttlich werden sie von ihr enthüllt,
dass nie wir ihrer uns erwehren.

Mit ihrem Segen, im Gebet von uns erbeten,
den andren wenden wir uns zu,
wohin ihr Atem unsre Schwingen wehten,
die Richtung wies sie uns im Nu,
wofür wir mit bekannten Worten danken,
und öffnen unsre Male ihr,
nun diese hoch zum Himmel lüstern ranken,
mit allem sie nun preisen wir.

Das erste göttlich Bild, das mir erschienen,
reißt weit den Himmel für uns auf,
die Gnade, uns erwiesen, wir verdienen
im allgemeinen Lebenslauf,
im Zentrum bei den Weisen wir verweilen,
zu saugen deren Wahrheit ein,
der Weisheit Stein erneut wir alle teilen,
bevor erstrahlt der Göttin Sein.

Wer Schönheit hat noch nie ergründen können,
gebannt verfangen der Gestalt
der Blick, gefesselt, niemandem zu gönnen,
zu stürzen zu ihr ohne Halt,
rückseitig angezogen uns verzehret
der Anblick goldner Götterhaut,
nichts findet sich, man dessen sich erwehret,
worauf sich Götter Macht erbaut.

Die Kraft magnetisch das Geschlecht verschlingt,
gezogen in den Götterleib,
das fest umschlungen tief in ihn eindringt,
zum scheinbar ewigen Verbleib,
erzitternd Aller Gebet ich spreche fromm,
als ihre Lust mich überwältigt,
ihr heftig Keuchen hör ich, komme, komm,
dass ihr Begehren wird besänftigt.

Den Kopf gewandt, der Blick sich offenbaret,
die Augen dissynchron geweitet,
der Sehnsucht Schweifen noch in ihm bewahret,
wenn alle Lust ist schon bereitet,
des Rauschs Orgasmus breitet aus das Licht,
mit dem die Göttin Wege leuchtet,
zu weisen uns der Schöpfung Richtung Sicht,
mit Liebessaft sie uns befeuchtet.

In ihrer Wonne Arme tief versunken,
gewinne ich der Götter Sein,
zwar nur für wenige Sekunden trunken,
so bin ich hehre Göttin Dein,
und kehre ich zurück jetzt in mein Leben,
von meiner Göttin übervoll,
nun alles Werden werde ich erstreben,
das je aus ihrem Leib vor quoll.

Sonntag, 18. September 2011

Lustverzicht zur Beförderung der Lust


Aus der Predigt des TdWs zum Heiligsten Tag der Göttin 


Die virtuellen Früchte des Lustverzichts
Die Erklärung unserer Kultur und damit unserer gesamten Zivilisation als Ergebnis des Lustverzichts infolge der Sublimierung unserer Triebe erscheint uns  als naheliegend, fast als zwingend. Begreift man Kultur wie alles Gesellschaftliche als Virtuelles, als etwas, das allein durch das Zusammenwirken der daran Beteiligten nach ihnen vorliegender Information in jedem Augenblick bewirkt wird, liegt die Beziehung zur Lust offen zu Tage. Denn Lust begleitet das eigene Werden, das Streben nach Glück beim Verfolgen seiner Ziele. Im Hinblick auf das Glücksstreben sind die Ziele autonom, ein jedes kann erstrebt werden, soweit der Wille reicht. Nicht autonom indessen ist die Lust, die Empfindung also, die das Werdende begleitet. Sie hängt von Vielerlei ab, dem Erfahrenen und Erlebten, den virtuellen Bedürfnissen und unabänderlich von dem, dessen der Einzelne zum Leben tatsächlich bedarf. Hier spiegelt sich die unbegrenzte Vielfalt plastischer Universalität, wie diese auch den freien Willen schafft. Leben nun, das allgemeine die Welt belebende, deren Teil jedes einzelne Leben ist, wie auch das virtuelle Sein, das infolge des Zusammenwirkens Einzelner bewirkt wird, bedarf nun aber der Verlässlichkeit, die jeweils vorgegebene Information auch umzusetzen. Ohne sie würde Leben schon bei der Teilung der ersten Zellen scheitern. Das Leben selbst verbürgt diese Verlässlichkeit durch die allem Lebenden vorgegebene allgemeine Lebenskraft, die als Kraft sich gerade durch ihre Richtung definiert und von einer Vielzahl von Gefühlen im Bewusstsein wahrgenommen wird. Das virtuelle Sein von Gesellschaft und Kultur indessen verfügt nicht über eine vergleichbare eine Richtung gebende Kraft, vielmehr spiegelt gerade diese Virtualität die Möglichkeiten universeller Plastizität als Ausdruck der Freiheit des Willens und aller zumindest fiktiven, das heißt hier gedanklicher Gestaltungen, nicht weniger auch hierauf beruhender durchaus realer Bedürfnisse, ganz gleich wie realistisch oder realisierbar sie erscheinen oder auch sind. Die Richtung kann hier jede sein. Umso bedeutsamer sind hier daher die Formen, deren Funktion gerade darin besteht, durch ihre Übernahme dem Verhalten Einzelner die ihnen immanente Richtung zu weisen. Die Formen erst bündeln das Verhalten der Einzelnen zu einem virtuellen Sein. Die Wirkung der Form indessen beruht nicht darauf, sich der Richtung des jeweiligen Strebens des Einzelnen nach seinem Glück anzupassen, sondern umgekehrt den Einzelnen von dieser eigenen Richtung abzubringen und die der Form zu übernehmen. Es bedarf ihrer gerade deswegen, um die Ziele des Glücksstrebens zu entindividualisieren. Nachdem der Mensch aber nicht anders kann, als nach seinem Glück zu streben, kann dies nur dadurch gelingen, die Richtung der Form als weiteres Glücksziel zu integrieren, indem das Ziel selbst virtualisiert und als ein Allgemeines dargestellt wird. Ein allgemeines Streben nach Glück ist aber real nicht möglich, denn jedes Werden findet nur im Einzelnen statt und Lust ist allein mit dem Werden verbunden. Mithin führt die scheinbare (virtuelle) Verallgemeinerung der Richtung des Strebens notwendigerweise zum Lustverzicht. Dem widerspricht nicht, dass diejenigen, die das allgemeine durch die Form vorgegebene Streben als eigenes erleben, weil die Form selbst ihrem Streben dient, und auch nicht, wenn mittels einer Idealisierung das allgemeine Ziel der Form wie ein reales und eigenes betrachtet wird. Im ersteren Fall geschieht die scheinbare Verallgemeinerung  gerade zur Instrumentalisierung des Strebens anderer für die eigenen Interessen, im zweiten Fall pflegt der Verfolgung des allgemeinen und virtuellen Strebens die Enttäuschung zu folgen, sobald der Einzelne die Virtualität selbst erkennt (und deren mangelnden Eignung, reales eigenes Streben zu begründen). Damit zielt die Form gerade auf den Lustverzicht und alles mittels ihrer Bewirkte, also die Gegenstände des Virtuellen Seins, scheinen die Früchte dieses Verzichts zu sein.

Lust als Lohn der Pflicht
Man mag meinen, dass hier im Virtuellen etwas geschieht, was im Einzelnen jedem widerfährt, wenn er einen Willen fasst, dabei im Akt der Entfreiung seine Freiheit bindet und ihr ein bestimmtes Ziel vorgibt, ein Akt, der stets von einem Unbehagen begleitet ist, das zugleich die Willenskraft begründet, in Verfolgung des Willens diesem Unbehagen zu entkommen. Der Vergleich kann indessen allenfalls methodisch sein, denn niemand kann die der Selbstbindung folgende Entfreiung anders erleben. Das heißt auch bei einem Entschluss des Willens, einem virtuellen Ziel zu folgen, bleibt das Erlebnis individuell, das Unbehagen begleitet auch hier das Streben, den Willen umzusetzen. Die Auswirkungen indessen sind gravierender, denn einem virtuellen und allgemeinen und damit fiktiven Ziel zu folgen, zwingt zumeist zu einem sehr viel weiteren Weg verstrickt im Unbehagen, als ihn reale Ziele vorgeben. Und  aus dem Unbehagen führt der Weg auch nur dann heraus, wenn das allgemeine virtuelle Ziel schließlich doch zu einem realen wird, was den Wenigsten gelingt. Dies ist der Grund, warum Idealismus regelmäßig zu Enttäuschungen führt und führen muss. Die Feststellung, dass virtuelles Sein nun einmal mit Lustverzicht erkauft zu werden pflegt, umschreibt nichts anderes als diese Erfahrung, indessen keinen notwendigen virtuellen Zusammenhang. So scheint der Mensch gleichsam von Natur aus zwischen Pflicht und Lust zu stehen, der Pflicht als Summe der an ihn gestellten Forderungen, sich entsprechend der ihm gegebenen Information zu verhalten und virtuelles Sein durch übereinstimmendes Tun zu bewirken, und dem individuellen Druck, dem Unbehagen zu entkommen und nach seinem Glück zu streben. Der Zusammenhang ist nicht zu leugnen, jedoch die behauptete logische Gegensätzlichkeit von Pflicht und Lust. Hierbei werden den Menschen sowohl zur Pflicht als auch zur Lust Grundlagen vorgegaukelt, die nicht existieren. Denn ebenso wenig wie die Lust über das menschliche Mangel- und Irrwesen hinwegtäuschen kann, kann die Pflicht in Frage stellen, dass es alles Tun und Sinnen des Menschen ist, nach seinem Glück zu streben. Leben bedeutet, den Mangel zu überwinden, den Mangel überwinden setzt stets einen entsprechenden Willen, mithin ein je nach zu überwindenden Widerstand starkes Unbehagen voraus, um in der Überwindung des Mangels die Lust zu gewinnen. Das ist das Leben. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht, wie auch keinen anderen Zusammenhang. Pflicht und Lust sind Seiten einer einzigen Sache. Pflicht begründet die Verlässlichkeit, die Information umzusetzen, Lust begleitet das Werden auf dem Weg, dem Unbehagen zu entkommen. Der Preis der Lust, ist das Unbehagen, das die Pflicht mit dem ihr folgenden Willensschluss verbindet, die Lust ist der Lohn der Pflicht.

Keine Tugend ohne Richtung
Wenn wir die Unabänderlichkeit der Verknüpfung von Pflicht und Lust feststellen, so beschreiben wir nur einen Mechanismus und keineswegs einen Inhalt. Denn wie jedes bewirkte virtuelle Sein für den Einzelnen vom Guten wie vom Schlechten sein kann, kann jeder Pflicht eine Information zugrundeliegen, die keineswegs auf die Lust des ihr folgenden Einzelnen ausgerichtet sein muss. Inhalte ergeben sich erst und letztlich ausschließlich nur daraus, wie das infolge der Pflicht Bewirkte bei dem Einzelnen ankommt. Das heißt jeder verpflichten wollender Information muss zugleich entnommen werden können, wie sich das zu Bewirkende auf den sie umsetzenden Einzelnen auswirkt, so dass dieser erkennen kann, ob ihn seine Verlässlichkeit beruft. Formen bezeichnen dem Menschen Wege, sie zu beurteilen aber bedarf der Wahrheit als Möglichkeit, den Irrtum zu erkennen. Denn die Last der Pflicht, die der Mangel begründet, weist selbst noch keinen Weg, sie auch zum Behufe der eigenen Lust zu überwinden, sondern hierzu bedarf es der Korrektur durch den Irrtum, der die Richtung der Wahrheit erkennen lässt. Ihr müsst wissen, es gibt nur diesen Mechanismus und euer Glück, wie auch die Lust und Liebe findet und empfindet ihr nur darüber. Deswegen baut auch alles, was ihr zusammen mit anderen bewirken wollt, um Eure Lebensverhältnisse zu sichern und zu bessern, ebenso darauf auf. Und nicht weniger alles, was der Plan und das Ziel anderer ist, für sich selbst zu erreichen und euch dabei einzusetzen und zu instrumentalisieren, dass euer Bewirken deren Interessen fördert. Der Pflicht als solcher könnt ihr nichts entnehmen, wessen Inhalt die von euch umzusetzende Information ist und der Lust wiederum kann es gleich sein, wenn ihr sie nun erfahrt, wessen der Weg war, der euch zu ihr führte. Das ist euer Dilemma und Schicksal zugleich. Verlässlichkeit kann eine Tugend von höchstem Wert sein, aber auch die größte Dummheit eures Lebens. Ihr wisst, ohne Verlässlichkeit, ohne die Pflicht zur Umsetzung der erteilten Information, würde es kein Leben geben und dennoch könnt ihr nicht blind alles tun und lassen, nur weil es verlässlich ist. Um euer Leben zu erhöhen, ist der Lustverzicht unumgänglich, auf Lust zu verzichten, allein erhöht dennoch nicht euer Leben zur höheren Lust. Keine Tugend hat einen Wert ohne Richtung, oder genauer, nicht das tugendhafte Verhalten schafft die Tugend, sondern allein die hierfür geeignete Richtung.

Das Leben als Gegenbeweis zum Nihilismus
Wessen aber ist die Richtung, wie mag man sie gewinnen, wo sind die Zeichen, die uns sie weisen? So gelangen wir wieder zur Frage nach der Richtung, unvermeidbar und zwingend. Denn wenn alles Leben ein Werden ist, etwas, das in jedem Augenblick bewirkt wird, im biologischen wie im virtuellen gesellschaftlichen und kulturellen Bereich, beruht alles dies auf einem Wirken. Ein Wirken wiederum ist eine Kraft, die Zustände in einer in ihr angelegten Weise verändert, und die so bestimmte Weise ist die Richtung. Also entsteht alles Leben durch eine oder auch mehrere es bewirkende Kräfte, Wirkzusammenhänge, die durch ihre Richtungen bestimmt werden. Richtungen gibt es so viele, wie es Möglichkeiten gibt, zweidimensional auf einer Scheibe von 360 Grad verteilt sind es theoretisch unendlich viele. In einer Kugel exponiert sich die Unendlichkeit. Das ist zwar nur begrifflich, aber umschreibt die Dimension. Das ist zugleich auch das Dilemma vieler Weltverbesserer und deren Ideologien, wie auch die ebenso pauschale Begründung der ewig Beharrenden. Allein was wir beurteilen können, sind Systeme, die sich zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort aufrecht erhalten können, mithin funktionieren und für deren Funktionieren man auf das System beschränkte „wahre“ Aussagen zu treffen vermag. Über eine solche Systemwahrheit hinaus können wir indessen nichts aussagen, auch nicht bewerten, was uns besser oder schlechter erscheint, denn allenfalls verifizieren lässt sich nur das Funktionieren des Systems. Das führt zugleich zu einer Systemignoranz derart, dass es auf den Inhalt des Systems und seines Bewirktwerdens niemals ankommen kann, sondern sich die Bedeutung eines jeden Systems darin erschöpft, dass es besteht. Man kann dies an vielen Gesellschaftsformen, deren Kultur und Religionen im Ansatz exemplifizieren und allem einen allgemeinen Gesellschafts- und Kulturnihilismus unterlegen. Um eines aber werden wir nie herumkommen, schließlich doch anzuerkennen: das sind die Forderungen unseres Lebens, die biologischen Zusammenhänge, die unser biologisches Lebens bewirken und die die ganze Welt beleben. Das Leben, so sind wir im Heiligtum zutiefst überzeugt, wiederlegt einen jeden Nihilismus.

Richtung weist allein das Leben
Somit bleibt die Aussage, so einfach sie auch klingt: die Richtung können wir nur unserem Leben entnehmen. Unser Leben erfahren wir in unserem Körper, wie durch die an dem Prozess seines Werdens Beteiligten ihn jeweils bewirken und das geschieht nur auf leiblichem Weg. Daher finden wir die Richtung allein in unserem Leib. Glauben wir sie dort zu finden, wo wir mit der uns eröffneten Willkür unseres universell formbaren und damit freien Willens auch nur hingelangen können, befinden wir uns wieder an dem Punkt, wo alle Richtungen in einer unendlichen Exponiertheit als möglich erscheinen. Der autonome Geist führt uns zurück in die Beliebigkeit. Wir können aber das Leben, wenn überhaupt, nur dort erkennen, wo es entsteht, im Gegenständlichen und Leiblichen. Und von seinen Kräften, die es bewirken, können wir nur an den Nahtstellen etwas wahrnehmen, wo Leben zum Leben kommt, es von einem zum anderen übergeht und neues Lebens wächst. Jede Kraft wird durch ihre Richtung definiert, erkenne ich mithin die Kraft, kenne ich die Richtung. Dank unserer Begabung zur Selbstwahrnehmung als wahrnehmendes Objekt, die uns unser Bewusstsein verschafft, können wir die eine oder andere wirkende Kraft identifizieren. Wie in tiefster Dunkelheit nur das Glimmen auf dem Rücken eines Glühwürmchens die Richtung zu geben vermag, reichen uns die Spuren der Kraft, die die Welt belebt. Diese Spuren aber weisen für uns eindeutig zum Behagen in uns, der Vorstellung nach dem Glück zu streben, als die Richtung, die das Leben bewahrt und alles wachsen und entstehen lässt. Das System Leben wird konstituiert durch seine Schönheit, seine Lust und Liebe und dem Streben nach Glück, in allem wir die Spur der Göttin finden.

Der Göttin Lust und Liebe weist die allgemeine Richtung
Daher finden wir uns zusammen, um an ihren Tagen und in ihren Orten die Lust und Liebe der Göttin zu erfahren und sind damit zugleich des Dilemmas zwischen Pflicht und Lust enthoben. Denn der vorhin geschilderte scheinbar unvermeidbare Widerspruch zwischen Pflicht und Lust hebt sich imGöttlichen vollends auf. Die höchste Lust und vollständige Liebe findet jeder nur in der göttlichen Vereinigung, die keine Grenzen und keine Pflichten kennt. Alles ist dort allein den Göttinnen und Göttern. Dies geschieht an ihren Tagen und in ihren Tempeln, Treue und Verlässlichkeit gelten nur der Göttin. Im zivilen Leben aber gelten sie jedem, dem sie versprochen wurde, und nicht weniger erfüllt ihr ihnen gegenüber eure Pflichten, wenn sie eure sind. Das ist die Art und Weise, wie man der Göttin im zivilen Leben dient. Auch wenn ihr dabei auf manche Lust verzichten möget. Ihr liebt die Göttin und eure Lust, wenn ihr euch mit ihr vereint, wird bald umso größer sein. Der euch vorhin beschriebene unvermeidbare Lustverzicht, wenn ihr nach Allgemeinem und mithin Virtuellem strebt – da Lust und Liebe sowie das Glück allein im Konkreten und Realen nur erfahren werden können-, löst sich auf, wenn ihr zum Gegenstand eures Strebens das einzig Allgemeine wählt, deren ihr auch in der Realität fähig seid: das ist die Lust und Liebe der Göttin, ihre die Welt belebende Kraft. Nachdem wir  im Heiligtum bei allem unserem Streben nur die allgemeine Liebe im Sinn haben, führt alles, was ihr tut, um ihre Forderungen nachzukommen, zu ihrer Lust. Wenn ihr von der Göttin kommt, kennt ihr eure Richtung. Umso schöner wird die Welt, die ihr Ihr errichtet. gp